Nach schriftlicher Überlieferung wurde der Augsburger Stadtkern bereits zu antiken Zeiten vor Christi Geburt gegründet, nach mündlicher Überlieferung in der Spätantike zum Bischofssitz. Von der wechselhaften und religiösen Stadtgeschichte zeugen bis heute Baudenkmäler und zahlreiche traditionelle Veranstaltungen. Einige der historischen Ideen sind bis heute und weit über Augsburgs Grenzen hinaus berühmt.
Frühling und Herbst bei der Augsburger Dult zwischen Vogel- und Jakobertor
Mit den Himmelsschlüsselchen und Narzissen sprießen in jedem Augsburger Frühjahr auch alte und neue Marktstände aus dem Boden. Zwischen Vogeltor und Jakobertor bieten die oft alteingesessenen Händler ihre Produkte an, wie es in der ganzen Stadt Markttradition seit mehr als 1.000 Jahren ist. Stammbesuchern würden die Werberufe des »billigen Jakob« gewiss fehlen, während sie für Besucher aus anderen Regionen eine Bereicherung trotz für sie unverständlicher schwäbischer Aussprache sind. In historischer Tradition und mit Waren des alltäglichen oder unterhaltsamen Bedarfs bleibt die Dult von ungebrochen hoher wirtschaftlicher Bedeutung.
Einst bedeutsames Weberhaus, in Originalarchitektur neu errichtet
Um sich die modernen Fresken am alten Weberhaus in Augsburg im Vorbeigehen oder bei einem Morgenkaffee zu betrachten, sind weder Lottogewinn noch eine goldene Kreditkarte nötig. Die Zunft der Weber hatte im frühen Spätmittelalter einen hohen Stellenwert im städtischen Textilhandel. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs existierte daher dieses Zunfthaus, wurde mehrfach umgenutzt, abgebrochen und neu errichtet. Auch nach der völligen Zerstörung kann es inzwischen wieder im Originalzustand der 1920er und 1930er Jahre und einer erneuten Rettung nach einem Dachstuhlbrand bestaunt werden.
Fuggerei: Sozialwirkung mit grenzenlosen Auswirkungen
Zu Zeiten der mächtigen Augsburger Fugger blieb den Stadtarmen oft nur das Leben auf der Straße oder der schmachvolle Gang zum Armenhaus. Mit dem Bau und Betrieb der Fuggerei durchbrachen die Handels- und Stadtmächtigen dieses System. Bedürftige Stadtbewohner durften für eine Mark (der damaligen Währung) und drei Tagesgebete in eigens errichteten Wohnungen unterkommen. Das Sozialprinzip der symbolischen Miete ist bis heute erhalten geblieben. Im historischen Sozialviertel, der Fuggerei mit niedrigen, von Weinreben geschmückten Häuschen, wohnen weiterhin bedürftige Stadtbürger, derzeit für 88 Cent pro Monat. Inzwischen gibt es vergleichbare Sozialprojekte in mehreren Ländern Europas, in Bereitstellung und Mieterpflichten der Fuggerei entlehnt.
Highlight für alle Sinne: Ein Besuch in den Augsburger Viktualienhallen
Was dem Münchner sein oben offener Viktualienmarkt, das feiert der Augsburger in den überdachten Viktualienhallen. Die feilgebotenen Spezialitäten – Gewürze, Speisezubereitungen, Lebensmittel und Küchenzutaten – werden hier dauerhaft und regelmäßig frisch angeboten. Wie seit jeher feiern Erzeuger, Händler und Gastronomen die Wiederkehr des Prinzips »From Nose to Tail.« Den unterhaltsamen Eindruck eines überdachten Frischemarkts begleitet die Gewissheit, täglich frisch und regional, somit nachhaltig und gesund auszuwählen.
Lächelzauber der Augsburger Puppenkiste
Einmal Urmel und im Lummerland mitsingen, dieser Kinderwunsch von Generationen erfüllt sich auch für Eltern und Großeltern bei einem Besuch in der berühmten »Augsburger Puppenkiste«. Die Veranstaltungen in der Spitalgasse ziehen seit jeher Kinder und Erwachsene mit naivem Vergnügen zu den bis heute legendären Marionetten Urmel aus dem Eis, Professor Habakuk Tibatong, Ping Wawa oder Seele-Fant.
Fazit:
Die Augsburger Altstadt ist seit jeher Zentrum wichtiger Stadtgeschäfte und händlerischen Aufschwungs. Manche historischen Hotspots können in lauschigen Altstadtgässchen bewundert werden. Andere sind unterhaltsamer mit ortskundigen Stadtguides zu finden.
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